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Mortalität - 6
 
 

Eine hohe Lebenserwartung ungeachtet der Lebensqualität ist sozial fragwürdig, wie das theoretische Beispiel einer Person beschreibt, die im 55. Lebensjahr nach einem schweren Unfall ans Bett gefesselt ist und 90 Jahre alt wird. Darum wird z. B. seitens der Bevölkerungssoziologie die Lebenserwartung nicht nur unter dem Gesichtspunkt ihrer Verlängerung sondern insbesondere hinsichtlich des Anteils jener Jahre untersucht, in denen die Menschen gesund sind. Diese "gesunden Lebensjahre" werden auf der Grundlage von Mortalitätsstatistiken sowie nach Angaben zur gesundheitlichen Lage der Bevölkerung ermittelt und als "behinderungsfreie Lebenserwartung" (disability free live expectancy) ausgewiesen. Die Übernahme dieses Konzepts in die Bevölkerungsgeographie ist bislang nicht gelungen, was v. a. an der geringen Vergleichbarkeit der Daten liegt.
Dennoch sind folgende Aussagen möglich:
Männer und Frauen leben heute in vielen europäischen Ländern im allgemeinen nicht nur länger als früher, sondern sie bleiben auch vergleichsweise lange Zeit gesund und ohne massive Behinderungen. Zwischen 80 % bis 90 % der Lebenszeit moderner Menschen in Westeuropa werden behinderungsfrei bzw. ohne Pflegebedürftigkeit verbracht. (HÖPFLINGER 1997, S. 158)
Die Sterblichkeitsstatistik umfasst ebenfalls die Statistik der Todesursachen. Das ist jener Teil der amtlichen Statistik, der die Krankheiten und Verletzungen von Menschen erfasst, die mittelbar oder unmittelbar zum Tod geführt haben. Die Todesursachenstatistik beruht auf Angaben der den Tod eines Menschen feststellenden Ärzte im vertraulichen Teil der Todesbescheinigung ("Totenschein"; amtlich: Leichenschauschein), dessen Ausfertigungen in Deutschland an das jeweils zuständige Gesundheitsamt, das Statistische Landesamt und bei Notwendigkeit (Obduktion) an die Gerichtsmedizin / Pathologie (?) gehen. Die Todesursachen werden nach einer Internationalen Klassifikation der Weltgesundheitsorganisation (ICD-Code in Form fortlaufender Ziffern) verschlüsselt.

Ausschnitt aus dem vertraulichen Teil einer Todesbescheinigung
Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern

Übersicht  
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