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Gliederung der Bevölkerung nach demographischen Merkmalen - 9
 
 

Bevölkerungen mit einem geringen Durchschnittsalter haben oft einen sehr hohen Anteil lediger Personen. Mit zunehmendem Alter einer Bevölkerung wächst also der Anteil der Verheirateten. Folgende Faktoren wirken dabei zusammen: Das juristische Mindestheiratsalter, das durchschnittliche Heiratsalter, die kulturspezifische Heiratsquote sowie die Häufigkeit der Ehescheidungen. Regionale Unterschiede und Entwicklungen der Proportionen im Familienstand beruhen zumeist auf Unterschieden im Anteil der Frauen im gebärfähigen Alter an der Gesamtbevölkerung, in der gesellschaftlichen Position der Frau, insbesondere im Maß ihrer Bildung und ihrer politischen und ökonomischen Unabhängigkeit sowie in der sozialen Stellung lediger Mütter.


Quelle: CLAASSEN 1990, S. 25.

Als Familienstruktur bezeichnet man im allgemeinen die Größe und die mitgliedschaftliche Zusammensetzung der Familie, ihre Stellung innerhalb der Gesellschaft und andere relationale Verhältnisse.
Eine Ehe bzw. eine Lebensgemeinschaft mit einer Generation an Kindern wird als "Kernfamilie" bezeichnet, wogegen eine Ehe ohne Kinder häufig als "Gattenfamilie" gilt. Nach dem Tod eines Ehepartners oder nach einer Ehescheidung spricht man von der "unvollständigen Familie" oder der "Restfamilie".
In Industriestaaten gilt die Kernfamilie bzw. die Kleinfamilie als typisch, wogegen in agraren bzw. vorindustriellen Gesellschaften oft noch über die Kernfamilie hinaus (verwandte) Personen im Haushalt leben, so dass von einer Großfamilie gesprochen wird. Sie ist dort aber wegen der geringen Lebenserwartung selten als Dreigenerationenfamilie ausgeprägt, die eher eine Erscheinung der west- und mitteleuropäischen Bauernfamilie im 19. Jahrhundert war, als während der frühen Industrialisierung die Lebenserwartung rasch anstieg.
Haushalte sind zusammen wohnende und wirtschaftende Personengruppen. Dabei spielen verwandtschaftliche Beziehungen keine Rolle. Ein Haushalt kann also sowohl mehrere Familien als auch familienfremde Personen umfassen. Die Haushaltsstruktur ist ein mit der Familienstruktur verwandtes Merkmal. Wenn ein Haushalt und eine Familie dieselben Personen umfassen, wird auch von einem Familienhaushalt gesprochen. Die amtlichen Statistik weist zumeist nur die durchschnittliche Anzahl der Personen der Haushalte aus.
In den Regionen der Welt existieren seit jeher beträchtliche Unterschiede in den Formen des familiären Zusammenlebens. Das zeigt sich u. a. in der durchschnittlichen Haushaltsgröße, die in einigen Ländern Lateinamerikas, Afrikas, Südost- und Zentralasiens auch heute noch bis zu fünf Personen beträgt. Die Werte in den Industriestaaten Europas und Nordamerikas mit Werten zwischen 2,5 und 3 liegen deutlich darunter.
Auch innerhalb eines Landes können bemerkenswerte Unterschiede auftreten, wobei der Anteil der Einpersonenhaushalte räumlich stark variiert. Die vollständige Erfassung dieser Daten erfolgt nur in Volkszählungen, so dass für das Gebiet der ehemaligen BRD keine aktuelleren Werte als von 1987 vorliegen. Damals lag die durchschnittliche Haushaltgröße in einigen Großstädten unter zwei Personen (Frankfurt, Hamburg, München, Stuttgart). In den Kernstädten leben schon vielfach über 45 % der Haushalte als sog. Single-Haushalte (West-Berlin 51,0 %, München 50,2 %, Frankfurt/Main 49,4 %), wobei hier natürlich die Häufung von Personen in vorehelichen Lebenslagen (z. B. Studenten) zu berücksichtigen ist. Dagegen betrug der Anteil der Single-Haushalte im Landkreis Cloppenburg (geringster Wert in der ehemaligen BRD) lediglich 15,7 % (LEIB / MERTINS 1992, S. 72).

 
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