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Gliederung der Bevölkerung nach demographischen Merkmalen - 4
 
 

Eine gute Darstellung der anteiligen Relation der Hauptaltersgruppen ist mit dem Strukturdreieck gegeben (vgl. KULS 1980, S. 70). Daneben werden insbesondere in der Demographie noch eine Reihe anderer Koeffizienten, Indizes und Maße benutzt, um Altersstrukturen vergleichend zu beschreiben.
Gebräuchlich, weil mit den Angaben der offiziellen Statistik relativ leicht zu untersetzen, ist das BILLETER-Maß J, für welches verschiedene Altersgruppen in folgender Form ins Verhältnis gesetzt werden
(siehe DINKEL 1989, S. 252) :

Der ursprüngliche Ansatz dieses Maßes war die Idee, die reproduktionsfähigen Bevölkerungsanteile einer Region zu den nicht mehr und den noch nicht reproduktionsfähigen ins Verhältnis zu setzen. Positive Werte sagen aus, dass eine Bevölkerung so strukturiert ist, dass sie sich in den nächsten Jahren verjüngt, negative, dass sie altert. Werte über 1 bedeuten, dass Kinder unter 15 Jahren mehr als 50 % der Bevölkerung ausmachen, wogegen Werte unter -1 bei einem Anteil der über 50jährigen an der Gesamtbevölkerung von über 50 % auftreten würden (LAMBRECHT, TZSCHASCHEL 2000, S. 92). Dieser Ansatz war im Hinblick auf den Übergang von der schulischen Ausbildung zur beruflichen Tätigkeit für BILLETER (1954) durchaus sinnfällig, da zu jener Zeit vielfach nach der achten Klasse das Berufsleben begann - in der Logik der 1950er Jahre Grundvoraussetzung für die Reproduktion. Hingegen ist die Bemessung des Übergangs ins postreproduktive Stadium durch Angabe einer globalen Altersgrenze schon damals höchst strittig gewesen, da weder die zumindest notwendige Differenzierung nach männlicher und weiblicher Reproduktivität noch die Veränderung der Reproduktivität unter verschiedenen sozialen Bedingungen berücksichtigt werden können.
Dennoch bietet dieses Maß gegenüber anderen Indizes mehrere Vorteile: Mit einer simplen Zeitreihe können Aussagen zur Dynamik der demographischen Alterung abgegeben werden; mit einem einzigen Wert pro Raumeinheit sind Informationen zur Altersstruktur einer Bevölkerung für den räumlichen Vergleich möglich. Ein gutes Beispiel dafür liefert der Vergleich der demographischen Alterung zwischen der ehemaligen BRD bzw. den westlichen Bundesländern und der DDR bzw. den östlichen Bundesländern . Die Bevölkerung der DDR hatte bereits im Moment der Staatsgründung 1949 eine ältere Bevölkerung als die frühere Bundesrepublik, die durch Abwanderung vieler, vornehmlich junger Personen in den Westen schnell alterte. Mit dem Mauerbau und einer kinder- und geburtenfreundlichen Politik wurde dieser Alterungsprozess ab 1960 nicht nur aufgehalten, sondern umgekehrt. Ab Mitte der 1970er Jahre hatte die DDR eine jüngere Bevölkerung als die damalige BRD, deren Alterung zum Zeitpunkt des Mauerfalls 1989 einen Tiefststand hatte und seit dem relativ konstant ist. Hingegen erfolgte zu diesem Zeitpunkt im Osten eine erneute Trendwende, die zu einer erheblichen Überalterung führt, was auf erneute Abwanderung jüngerer Menschen sowie dramatische Geburtenausfälle zurückzuführen ist. Seit Mitte der 1990er Jahre ist die Bevölkerung Ostdeutschlands wiederum signifikant älter als die der westlichen Bundesländer, wobei momentan noch kein Ende dieses Prozesses abzusehen ist. (ANDRES, DINKEL, LEBOK 1998, S. 482)

 
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