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Gliederung der Bevölkerung nach demographischen Merkmalen - 8
 
 

Die Altersgruppen der Kinder und Jugendlichen sowie die Personen im Rentenalter sind im allgemeinen nicht bzw. nicht mehr wirtschaftlich tätig. Damit sind sie von der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter ökonomisch abhängig. Ihr prozentualer Anteil an der Gesamtbevölkerung wird oft als Abhängigkeitsrate bezeichnet. Da eine Person im arbeitsfähigen Alter nicht a priori erwerbstätig ist, sollte aber hier von demographischer Abhängigkeit gesprochen werden, um sie von der Abhängigkeit in einer ökonomischen Beziehung zu unterscheiden. - Auch bei der Abhängigkeitsrate existiert ein polarisiertes Verhältnis zwischen hohen Werten in den Entwicklungsländern und niedrigen Werten in den Industriestaaten. Das ist vorrangig darauf zurückzuführen, dass bei der Alterung der Bevölkerung die Verringerung der jüngeren Jahrgänge dynamischer verläuft als das Anwachsen der älteren Jahrgänge. In der allgemeinen ökonomischen Geographie ist die Abhängigkeitsrate als Basisgröße für den Humankapitalansatz sowie bei der Diskussion um Renten, Kinderarbeit etc. von besonderem Interesse.
In Ländern mit geringerem wirtschaftlichen Entwicklungsniveau ist der Anteil der männlichen Bevölkerung oft relativ hoch, wogegen er in den Schwellen- und Industrieländern deutlich geringer ausfällt. Bei diesen Unterschieden werden - vermittelt über die geschlechtsspezifische Lebenserwartung - enge Beziehungen zwischen Sexualproportion und Altersgliederung sichtbar, weshalb beide Merkmale oft gemeinsam untersucht werden.
Staaten mit einem Übergewicht an junger Bevölkerung (Altersgruppe 0 bis 14 Jahre), wie es für Entwicklungsländer typisch ist (z. B. Afrika insgesamt: 44 %), haben - gemäß der natürlichen Proportionen bei der Geburt - normalerweise Männerüberschuss, wogegen in den Industriestaaten mit stark überalterten Gesellschaften der von der höheren Lebenserwartung getragene Frauenüberschuss im höheren Lebensalter statistisch auf die Sexualproportion der Gesamtbevölkerung durchschlägt.
In einigen asiatischen Ländern, z. B. in China, Indien und Südkorea, ist in den letzten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts der Anteil männlicher Neugeborener erheblich gestiegen, was völlig im Widerspruch zu den natürlichen Sexualproportionen bei der Geburt steht. Der Jungenüberschuss beträgt zuweilen 20 Prozent. Diese Entwicklung beruht auf einer starken Sohnespräferenz, welche in den einzelnen Ländern zwar unterschiedlich begründet und ausgeprägt ist, letztlich aber massenhaft zur gezielten Abtreibung weiblicher Föten führt (HOFFMANN 1999, S. 33).
Die Auswirkungen dieser Entwicklung auf die gesellschaftlichen Verhältnisse der betroffenen Staaten ist heute noch nicht absehbar. Es dürfte jedoch sicher sein, dass ein so gewaltiger Männerüberschuss in einer Generation die Sozialstruktur verändern und damit zumindest das soziale Wertverständnis modifizieren wird.
Die Bevölkerungsgliederung nach dem Familienstand (ledig, verheiratet, geschieden, verwitwet) ist ein weiteres Merkmal, das mit dem Altersaufbau und der Geschlechtsproportion im Zusammenhang steht. Im engeren Sinne ist der Familienstand eine juristische Kategorie, die in Rechtsregeln gefasst ist, welche auf Ehe und Verwandtschaft gerichtet sind. In Deutschland ist das Familienrecht im wesentlichen im BGB (4. Buch, § 1297ff) geregelt und wird u. a. durch das Personenstandsgesetz vom 8. August 1957 ergänzt. Davon abweichend galt in der DDR zwischenzeitlich u. a. das Familiengesetzbuch der DDR vom 20. Dezember 1965, ab 19. Juni 1975 in Fassung des Einführungsgesetzes zum Zivilgesetzbuch der DDR. Das österreichische Familienrecht ist im 1. Teil des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches (ABGB, §§ 44-283) ähnlich wie in Deutschland geregelt. Das schweizerische Zivilgesetzbuch (ZGB) behandelt dieselben Gebiete im 2. Teil unter diesem Titel und mit ähnlicher Gliederung. - Die inhaltlichen Unterschiede zu anderen Staaten sind z. T. erheblich. Es sei nur an die in einigen Ländern mögliche Polygamie, Bestimmungen der Mitgift oder an verschiedene Heiratsalter gedacht.

 
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