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Natalität - 2
 
 

Eine Störung der biologischen Fruchtbarkeit, z. B. durch eine medizinische Indikation, kann zeitweilig oder auch permanent zur Unfruchtbarkeit (Infertilität) führen. Selbst noch innerhalb der Schwangerschaft können verschiedene Einflüsse deren erfolgreichen Abschluss beeinträchtigen. Viel häufiger dürfte allerdings das bewusste Handeln im generativen Prozess sein, also die induzierte Unfruchtbarkeit durch Verhütung von Schwangerschaften oder erfolgreicher Geburten. Über die Häufigkeit der Abbrüche unerwünschter Schwangerschaften gibt es zwar nur unzureichende Statistiken, da der Abortus in vielen Ländern illegal ist, doch können die folgenden Schätzungen als relativ sicher angenommen werden:

  • in Entwicklungsländern wurden Ende der 1980er Jahre jährlich bis zu 34 Mio. Abtreibungen vorgenommen;
  • allein in Ostasien werden über 1/3 aller Schwangerschaften vorzeitig durch Abbruch beendet;
  • die Frauen in Lateinamerika lassen durchschnittlich 1-2 mal in ihrem Leben eine Schwangerschaft abbrechen (nach ROSS / FRANKENBERG 1993).
  • Diese Zahlen verdeutlichen, dass dieser Weg zur Verhinderung von Geburten als Form zumindest partiell gewollter Unfruchtbarkeit weltweit eine große Bedeutung hat. Folgende Konditionen spielen dabei eine besondere Rolle:

  • Kenntnisse über Mittel und Methoden zur Schwangerschaftsverhütung bzw. der Geburtenverhinderung sowie deren Zugänglichkeit,
  • der freie Wille zur Entscheidung für oder gegen eine Schwangerschaft bzw. eine Geburt,
  • gesellschaftliche Bedingungen zur Ermöglichung oder sogar zur Förderung solcher Regulationen.

  • Ein spezielles Gewicht hat in diesem Gefüge der durchschnittliche Beginn ehelicher Gemeinschaften sowie die Identität oder Auflösung der Relation von Liebe, Sexualverhalten und Zeugungsinteresse in der jeweiligen Kultur. Die verschiedenen Kombinationen dieser Umstände führen zu Varianten im zeitlichen Ablauf reproduktiver Ereignisse in der Biographie der Frauen .

    Zeitlicher Ablauf reproduktiver Ereignisse in verschiedenen Gesellschaften
    Quelle: MÜNZ; ULRICH 1994, S. 11 (nach BONGAARTS / POTTER, 1983)
     
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