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Gliederung der Bevölkerung nach biologischen Merkmalen - 6
 
 

Rassenprobleme dieser Art, uns am deutlichsten aus Südafrika der Periode der Apartheid und den Südstaaten der USA bekannt, sind zumeist politische Probleme auf der Basis nach Rassen differenzierter Eigentumsverhältnisse. Hinter ihnen können sich aber auch ideologische oder religiöse Differenzen verbergen. So ist es ausgerechnet in jenen Gebieten der USA suspekt bzw. sogar heute noch bei Strafe verboten, im Biologieunterricht der Schulen auf Darwin zu verweisen und von der biblischen Schöpfungsgeschichte abzuweichen, in denen rassistische Gruppen, wie z. B. der Ku-Klux-Klan, besonders viele Mitglieder haben. Dagegen hat die Geschichte gezeigt, dass außerhalb sozialökonomischer Konflikte, z. B. in Brasilien oder auf Kuba, Erbgutvermischung bzw. gegenseitige Assimilation sehr schnell voranschreiten können.
Die biologische Evolution des Menschen ist keineswegs als abgeschlossen zu betrachten. Überlegungen zur Zukunft der Großrassen und ihrer Untergruppen sind diesbezüglich allerdings eher spekulativ, obgleich sich durch die unterschiedlichen Wachstumsraten die zahlenmäßigen Proportionen verändern dürften. Bedeutender sind hingegen:

  • die sich durch räumliche und soziale Isolationsüberwindung vollziehende Verringerung von Rassenschranken, was z.B. mit Mestizen und Kreolen in Amerika bereits zu neuen, stabilen Mischformen geführt hat, und
  • die sich ständig verbessernden existentiellen Bedingungen, insbesondere die bessere Ernährung, aus denen eine außerordentlich dynamische, säkulare Akzeleration folgt, die sich durch die zeitliche Vorverlegung von Entwicklungen der biologischen Stadien des Menschen auszeichnet (FLÜGEL 1986, S. 42).
  • Letzteres ist weniger als genetisches, sondern eher als phänologisches Thema auch Gegenstand einer intensiven aktuellen Forschung, bei der die biologische Differenziertheit des Menschen ohne jeden näheren rassekundlichen bzw. anthropologischen Hintergrund analysiert wird. Insbesondere die Forderungen der modernen Wirtschaft nach Standards führte zur Entwicklung der Ergonomie, einer vom Ansatz her eigentlich arbeitswissenschaftlichen Disziplin, welche sich u. a. mit der Anpassung der Arbeitsbedingungen und Gegenstände des täglichen Gebrauchs an die Eigenschaften und Maße des menschlichen Organismus beschäftigt, z. B. durch körpergerechte Konstruktion und Anordnung von Arbeitsmitteln sowie durch eine Normierung von Gebrauchgegenständen. Das wird zukünftig sogar für die weitere Verbesserung der Lebensqualität der Bevölkerung eine Rolle spielen, wenn z. B. der Zuschnitt von Kleidung, insbesondere von Schuhen, passgerechter den Massen der Körper der Kunden entspricht.
    Eine diesbezüglich umfassende Sammlung von Daten ist über die Bevölkerung der DDR überliefert. Aufgrund der exakten Untersuchung tausender Menschen aus allen Regionen Ostdeutschlands existiert ein einzigartiger Katalog von Normwerten (Daten über Körperbau, Ernährungszustand, Herz- und Lungenfunktion, die Stadien der Individualentwicklung), welche auch geographische Aspekte beinhalten, wie z. B. individuelle Körperdispositionen im Vergleich von Wohnorten, differenziert nach städtischen und ländlichen Gemeinden (Abb. Körper-DDR.wmf).

    Mittlere Körperhöhe und Körpermasse nach Siedlungsgröße des Wohnortes in der DDR um 1980

    Quelle: FLÜGEL, GREIL, SOMMER 1986. S. 53
     
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