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Eine biologische Differenzierung des Menschen ist umstritten. Einerseits ist die Unterscheidung der meisten Personen nach körperlichen Erscheinungen zumindest in den augenfälligen Kategorien relativ leicht, andererseits gibt es kein einheitliches Klassifikationsmodell. Zudem wird eine entsprechende Einteilung durch die Überwindung kultureller und räumlicher Schranken spätestens im Prozess der Globalisierung für raumstrukturelle Beziehungen zunehmend unwichtig.
Die biologischen Merkmale des Menschen manifestieren sich in Rassen. In der zoologischen Systematik ist der Begriff Rasse ein Synonym zur Unterart (Subspezies). Dabei handelt es sich um Varianten einer Art, die vertikal (in der Zeitachse) erbstabil und horizontal (untereinander) uneingeschränkt "einkreuzbar" sind. Fassen wir den Menschen als zoologische Art auf, so gilt genau das ohne Ausnahme auch für die menschlichen Rassen. Dabei gelten auch die Mendelschen Gesetze, wie FISCHER erstmals 1913 am Beispiel der "Rehobother Bastards", einer relativ isolierten Mischlingsbevölkerung in Namibia, nachwies (GESSLER 2000).
Die körperlichen Merkmale, die zur typologischen Klassifikation des Menschen in Rassen herangezogen werden, sind vorrangig Pigmentierungen von Haut, Haaren und Iris, sind Haarformen, die Morphologie des Außenauges (Ausbildung der Oberlidfalte), Schädelform und -größe, Gesichtszüge und anderes, insgesamt also im wesentlichen optisch gut erkennbare Unterschiede. Es ist allerdings einzuschränken, dass die üblichen Typisierungskriterien von vielen anderen Merkmalen überlagert werden, die einerseits zumeist durchaus ähnliche Variationsbreiten wie die Rassemerkmale haben, andererseits aber optisch nicht oder nicht so leicht erkennbar sind und damit anderen Mechanismen bei der Verbreitung bzw. Verteilung folgen, da sie z. B. in der Partnerwahl gewöhnlich keine oder nur eine untergeordnete Beachtung finden. Diese Merkmale sind, wie die sichtbaren Merkmale, ursprünglich ebenfalls Resultat von Mutationen. Sie sind jedoch als genetisch bedingte, diskontinuierliche Formen der jeweiligen Population zu verstehen, wenn sie in einem Gebiet mehrfach bzw. so häufig vorkommen, dass (erneute) Mutation als Faktor zur Aufrechterhaltung der selteneren Formen ausgeschlossen werden kann. Wenn ein Merkmal diesen Kriterien genügt, wird es als genetischer Polymorphismus bezeichnet. Die bekanntesten Beispiele dafür sind die Hämoglobintypen, die Blutgruppen, Haptoglobine, Transferrine und andere Serumproteine, Enzymvarianten, das Bitterschmeckvermögen (Thioharnstoff), die Farbenblindheit u.a. Sie sind insgesamt relativ stabil und halten sich lange in den betroffenen Populationen (Freye 1978, S. 186f).
Die Untersuchung der körperlichen Merkmale des Menschen ist Gegenstand der Anthropologie, einer im engeren Sinne biologischen Wissenschaft, die im englischen Sprachgebrauch aber auch Erscheinungen des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens (Soziologie, Völkerkunde und Sozialpsychologie) bearbeitet.
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