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Es sei explizit betont: Hier werden Korrelationen zwischen der Häufigkeit biogenetischer Differenzierungen und der Ausbreitung von Aspekten der Lebensweise ausgedrückt, keine Kausalitäten im Sinne eines Ursache-Wirkungs-Gefüges! Für diese Einschränkung gibt es mindestens folgende Gründe:
Erstens können Merkmale bzw. Merkmalskomplexe bei hoher Korrelation auf den selben - durchaus unbekannten - Ursachenkomplex zurückzuführen sein, ohne sich selbst in irgend einer Abhängigkeit zu befinden. Damit verliert die gegenseitige Erklärbarkeit im mathematischen Sinne zwar keineswegs an Wert, sie ist jedoch keine Begründung.
Zweitens ist ein "biogenetisches Gefälle" im raum-zeitlichen Kontext nur ein Hinweis auf Ursprung und Richtung der Ausbreitung eines genetischen Impulses, jedoch keine Aussage zur einer biologischen Zweckdienlichkeit im Sinne der Milieuanpassung und des Selektionstheorems nach Darwin.
Eei der Entwicklung der anthropologischen Vielfalt des Menschen sind geographische Aspekt in mehrfacher Hinsicht eingeschlossen:
Die Differenzierung von Rassen kann z. T. das Resultat der biologischen Anpassung (nicht der betreffenden Individuen, sondern der Art!) an physisch-geographische Bedingungen sein, indem spezielle Mutationen unter bestimmten Umständen überproportional vererbt werden, z. B. wenn sie sich hinsichtlich der Veränderungen im Lebensraum als günstig erwiesen. Eine solche Anpassung kann beispielsweise die Bildung des Epikantus als Reaktion auf starke UV-Einstrahlung gewesen sei. Es ist aber auch möglich, dass sein Verlust unter den Bedingungen fehlender UV-Intensität lediglich nicht schädlich war.
Rassen manifestieren sich in konkreten Arealen, welche räumlich isoliert sind, was zur Ausprägung einer gewissen typologischen Uniformität sowie einer speziellen Variationsbreite führt.
Verschiedene Rassenübergänge weisen auf Isolationsüberwindungen unterschiedlicher Häufigkeit und Intensität hin.
Bei einer "Geographie der Rassen" treten genau diese Aspekte in den Vordergrund, wogegen der engere Gegenstand der Rassenkunde sekundär wird.
Allerdings sollten beide Seiten nicht voneinander isoliert betrachtet werden, da sie vielfach einander bedingen. Zugleich ist zu berücksichtigen, dass die Expansion des modernen Menschen und seine Differenzierung in Rassen über einen langen Zeitraum hinweg als migrationeller Prozess stattfand. Er vollzog sich in verschiedenen Etappen und auf bestimmten Routen, wo der jeweils "modernere" Mensch auch auf vorherige Entwicklungsstufen traf, mit denen er seine genetischen Potentiale entweder kombinierte oder die er existenziell ablöste, wie der Cro-Magnon-Typ den Neandertaler in Europa. Diese räumliche Verbreitung der rezenten Typen ist quasi ein zusätzliches geographisches Moment unserer biologischen Vielfalt.
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