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Soziale Strukturmerkmale der Bevölkerung - 2
 
 

Längere Zeit wurde versucht, die aus der Soziologie bekannten Modelle der Sozialstruktur, z. B. das Modell des Schichtenaufbaus nach BOLTE ( vgl. LEIB / MERTINS 1983, S. 96)

Schichtenaufbau der Bevölkerung in der BRD um 1960 aus Sicht der Soziologie
oder die Kombination von sozialer Schichtung und verhaltensorientierter Milieugruppierung (in Anlehnung an NOWAK und BECKER; vgl: CLAESSENS 1992, S. 198) in der Bevölkerungsgeographie zu verwerten.
Soziale Schichtung und verhaltensorientierte Milieugruppierung

Konservatives gehobenes Milieu: überdurchschnittlich hohe Formalbildung, anerkannte Stellung in der Gesellschaft, hohe Qualitätsansprüche im Konsum;
Technokratisch-liberales Milieu: häufig mittlere bis höchste Formalbildung, erfolgsbestrebt, starkes Bedürfnis nach Selbstdarstellung;
Alternatives Milieu: im allgemeinen höchste Bildungsabschlüsse, große Wertschätzung der Persönlichkeitsentfaltung, Geringschätzung materieller Bedürfnisse;
Kleinbürgerliches Milieu: überwiegend abgeschlossene Berufsausbildung mit Basis Hauptschulabschluss; redlich strebsam, auf Sicherheit und Anpassung orientiert;
Aufstiegsorientiertes Milieu: mittlere Bildungsabschlüsse, sehr große Wertschätzung des beruflichen und sozialen Aufstiegs, Orientierung den Standards und Verhaltensweisen gehobener Schichten;
Hedonisches Milieu: überwiegend junge Menschen, genussorientiert auf "jetzt und hier", kaum Lebensplanung, Maxime: Unterscheidung von den (nicht näher definierten) "Spießern" (Spießer sind immer die anderen!);
Traditionelles Arbeitermilieu: Arbeiterpositionen mit Facharbeiterabschluss, bewusst in der Tradition der Arbeiterbewegung bei entsprechendem Selbstbewusstsein und darauf aufbauender Lebensplanung;
Traditionsloses Arbeitermilieu: geringe Bildung, an- und ungelernte Tätigkeiten, geringes Einkommens, aber auf Anschluss an Standards der Mittelschicht orientiert, im Konsum spontan (leben "von der Hand in den Mund").

 
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