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Soziale Strukturmerkmale der Bevölkerung - 1
 
 

Zur Beschreibung der sozialen Gliederung einer Bevölkerung werden recht unterschiedliche Variablen benutzt. Sie reichen von Merkmalen, welche eher die Lebensbedingungen und den materiellen Wohlstand einer Bevölkerung in ihrer Differenzierung und in Teilräumen charakterisieren, bis zu Aussagen über das konkrete Sozialverhalten der Bevölkerung. Bevölkerungsgeographisch sind darunter vorrangig jene von Interesse, die eine besonders enge Beziehung zu räumlichen Mustern demographischer Strukturen und Prozesse besitzen, wie z. B.:

  • die Heiratsrate (Anzahl der Eheschließungen pro 10 000 Einw. bzw. nach Altersjahrgängen),
  • der Anteil der unehelichen Kinder an den Geborenen (in %) und
  • die Ehescheidungsrate (Anzahl der Ehescheidungen pro 100 Ehen).

  • Leider lässt sich der demographische Bezug zu den verfügbaren regionalen Daten nicht immer eindeutig bestimmen. Vielfach sind Schlussfolgerungen aus einem Pool von Stellvertretergrößen nötig, wie z. B.:

  • medizinische Versorgung (z. B. Einwohner je Arzt, Krankenhaus bzw. Krankenhausbetten pro 10 000 Einwohner),
  • Bildungsversorgung (z. B. Alphabetisierungsrate, Anteil der Personen mit unterschiedlichen Schulabschlüssen),
  • Wohnraumversorgung (nach Größe und Anzahl pro Kopf sowie Ausstattung mit fließend Wasser, WC, Bad oder Dusche etc.),
  • Infrastrukturausstattung (Telefon, Internetbeteiligung, gesellschaftliche Aufwendungen für Bildung, Kultur usw. pro 1 000 Einwohner).

  • Diese Variablen korrelieren offensichtlich weitgehend mit wirtschaftlichen Indikatoren (z. B. Bruttosozialprodukt pro Einwohner und Pro-Kopf-Einkommen). Häufig ist ihr Wirkungsgefüge ganzheitlich oder zumindest partikulär von individuellen Freiheiten, Restriktionen und Konditionen abhängig, die in politischen, ökonomischen, kulturellen oder religiösen Verhältnissen begründet sind. Zugleich sind Wohlstand und Lebensumstände in einer Gesellschaft auch vom Sozialverhalten der Bevölkerung abhängig, denn sie müssen gestaltet werden. Es existiert also ein multikausales Wechselspiel zwischen diesen Indikatoren, welches heute in der Regel mit Hilfe multivariater statistischer Verfahren untersucht wird. Da eine Trennung wirtschaftlicher und sozialer Strukturen auch in diesem Kontext kaum sinnvoll ist, werden sie in der Literatur zunehmend zu sozialökonomischen bzw. sozioökonomischen Momenten zusammengefasst.

     
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