!
Ausgewählte Migrationen in der Neuzeit - Flüchtlinge in der Gegenwart - 2
 
 
Ausgewählte Begriffe des UNHCR (United Nations High Commissioner for Refugees)

Flüchtlinge sind Migranten, die ihr Land aufgrund einer begründeten Furcht vor Verfolgung oder der Gefährdung ihrer Sicherheit durch Ereignisse, welche die öffentliche Ordnung ernsthaft stören, verlassen haben.Die Anerkennung von Flüchtlingen durch Regierungen hängt von der jeweiligen Stellung des betreffenden Staates zu einzelnen Protokollen der UNO ab, da unterschiedliche UN? oder andere regionalen Abkommen den Flüchtlingsstatus differenziert regeln. Heute ist für alle UN-Mitgliedsstaaten die Definition des UNHCR verbindlich. Hierzu gehören z. T. auch Menschen, die als Gruppe einen zeitlich befristeten Schutzstatus in Europa und Nordamerika innehaben.
Rückkehrer sind Remigranten, die als Flüchtlinge anerkannt waren und in ihre Heimatländer zurückkehren, sobald die Umstände dies zulassen. - Die vom UNHCR Unterstützten stellen nur einen Bruchteil der Gesamtzahl aller Rückkehrer dar. Zu den großen Rückkehrbewegungen seit 1990 gehören Afghanistan, Mosambik, Irak, Äthiopien, Somalia, Tadschikistan, Myanmar, Kambodscha, Ruanda, Angola, Mali, Togo und Liberia.
Asylsuchende sind Migranten, die ihr Herkunftsland verlassen haben und die Anerkennung als politischer Flüchtling in einem anderen Land beantragt haben. Ihr Verfahren ist jedoch noch nicht abgeschlossen. Die größten Gruppen von Asylsuchenden leben in Industrieländern.
Binnenvertriebene sind Migranten innerhalb von Staaten in Konfliktregionen, die auf Antrag des Generalsekretärs der UNO oder der Vollversammlung der UNO in die erweiterten Schutz- und Unterstützungsaufgaben des UNHCR aufgenommen werden können. Hierzu gehören bestimmte vom Krieg betroffene Gruppen sowie Bürger der ehemaligen Sowjetunion, die nach deren Auflösung noch keine Staatsangehörigkeit erhalten konnten.

Nach eigenen Angaben der Regierungen dürfte das aber nur etwa die Hälfte aller Betroffenen sein, denn viele Flüchtlinge haben in ihrer Situation gar keine Chance, registriert zu werden. Andere wiederum werden von Organisationen mit ähnlichem Auftrag betreut, wie z. B. die rund 3,2 Millionen Palästinenser, welche unter das Mandat des UN-Hilfswerks für Palästinaflüchtlinge UNRWA (United Nations Relief And Works Agency For The Welfare Of Palestinian Refugees In The Near East, ein von der Vollversammlung der UNO 1948 gebildetes zeitlich begrenztes Hilfswerk, dessen Arbeit allein bis 1996 bereits 16 mal verlängert wurde) fallen.
Am Beispiel von Palästina werden die Definitionsfragen besonders deutlich. In den heutigen palästinensischen Gebieten lebten 1947 etwa 530 000 Einwohner, davon 80 000 im Gazastreifen und etwa 450 000 in der Westbank. Der Zustrom von Flüchtlingen im Krieg von 1948 führte zu einer Bevölkerung von 980 000 Einwohnern. Bis 1967 hatte sich diese Zahl auf 2,6 Millionen Menschen knapp verdreifacht. Heute werden in Palästina 970 000 Personen als Flüchtlinge gezählt, davon 540 000 palästinensische Flüchtlinge im Gazastreifen, davon wiederum 275 000 in sogenannten Flüchtlingslagern. In der Westbank leben nochmals über 430 000 Flüchtlinge. Sie stellen mit 54 % der Bevölkerung im Gazastreifen die Mehrheit; mit 27 % der Bevölkerung in der Westbank ist ihr Anteil auch dort sehr hoch. Die palästinensische Bevölkerung - insbesondere in den Flüchtlingslagern - hat seit Jahrzehnten eine der höchsten Fertilitätsraten der Welt. 47 % der Bevölkerung sind jünger als 15 Jahre. Die Heimat dieser "Flüchtlinge" ist das Lager; sie sind vielfach "Flüchtlinge" in der dritten Generation. (SABBAGH 1999, S. 20)

Die humanitären Krisen in der Welt werden immer komplexer. Obwohl das Mandat von UNHCR sich vor allem auf den Schutz und die Unterstützung von Flüchtlingen bezieht, wird das Amt zunehmend auch dann zu Hilfe gerufen, wenn sich größere Gruppen von Menschen in flüchtlingsähnlichen Situationen befinden.
Dazu gehören u. a.:
  • Menschen, die innerhalb der Grenzen ihrer Heimatländer vertrieben wurden,
  • Flüchtlinge, die vor kurzem in ihre Heimatländer zurückgekehrt sind und deren Reintegration UNHCR unterstützt sowie
  • Menschen, die aus anderen Gründen nicht vollständig als Flüchtlinge anerkannt wurden, jedoch einen zeitweiligen Schutzstatus außerhalb ihrer Heimatländer zuerkannt bekommen haben.

  • Aus diesen Gründen übernimmt das UNHCR zunehmend auch Aufgaben in folgenden Bereichen:
  • Organisation der Nothilfe bei Massenzuströmen;
  • Ausgestaltung von Fürsorgeprogrammen für die alltägliche Grundversorgung (Schulbildung, medizinische Versorgung, Unterkunft);
  • Unterstützung bei der Selbstversorgung der Flüchtlinge sowie der Integration in Gastländern;
  • freiwillige Rückkehr;
  • Organisation der Weiterwanderung von Flüchtlingen in Drittländer, wenn sie nicht in ihre Heimatländer zurückkehren können und sie auch in ihrem Erstasylland nicht sicher sind.

  • Auf Grund dieser erweiterten Aufgabe der Hilfsorganisationen gelang es, vielen Flüchtlingen die Rückkehr in ihre Heimat zu ermöglichen, ohne die selbstauferlegte Einschränkung der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten zu verletzen. Die durch das UNHCR organisierte Rückkehr von 1,9 Millionen Flüchtlingen mag zwar angesichts der Menge der Flüchtlinge unbedeutend erscheinen, doch handelt es sich in diesem Fall vielfach um Aktivisten und Multiplikatoren, so dass diese Leistung vielfach Rückkehrer nach sich zieht, welche in den Statistiken nicht als Rückkehrer auftauchen. Für die einzelnen betroffenen Staaten und Flüchtlingsgruppen sind organisierte Remigrationen von jeweils über 10 000 Menschen insbesondere in ihrer politischen und ökonomischen Schwäche eine enorme Leistung .


    Quelle: UNHCR-Report 1999
     
    !