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Ausgewählte Migrationen in der Neuzeit - Flüchtlinge und Heimatvertriebene in und nach den Weltkriegen - 2
 
 

Die Ermittlung der Anzahl der Flüchtlinge im bzw. infolge des Zweiten Weltkrieges war eine der ersten Aufgaben des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlingsfragen (UNHCR) nach dessen Gründung. Sicher wird diese Zahl niemals auch nur annähernd exakt ermittelt werden, da allein schon durch die Probleme bei der Unterscheidung von Flüchtlingen, Umsiedlern, Vertriebenen, angesiedelten Internierten, der unterschiedlichen Bewertung von Kriegsgefangenen usw. bestimmte Zuordnungen unmöglich sein dürfte. Zudem ist die Behandlung einiger Gruppen, die während oder unmittelbar nach dem Krieg ihre Heimat zu verlassen hatten, mit politischen Definition belastet. So ist der Status der Deutschen, die nach dem Potsdamer Vertrag ihre Heimat östlich von Oder und Neiße sowie im Sudetenland verlassen mussten, z. T. bis heute international umstritten. Davon unabhängig dürften es mindestens 11 Millionen Menschen gewesen sein, obgleich die offizielle internationale Statistik für Deutschland insgesamt nur etwa 6,7 Millionen ausweist, darunter 5,75 Millionen lediglich "im eigenen Land" .
Heute können wir davon ausgehen, dass bis 1950 in die westlichen Besatzungszonen, ab 07. September 1949 BRD, 7,876 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene kamen. Sie siedelten insbesondere in der britische und der amerikanische Zone, weil die französische Militärregierung sich lange weitgehend erfolgreich gegen die Aufnahme mittelloser Zuwanderer in "ihrem" Territorium wehrte. In der deutlich kleineren Sowjetische Besatzungszone, ab 07. Oktober 1949 DDR, mussten 4,065 Millionen "Neubürger" untergebracht und versorgt werden (FÜHRER 2001, S. 3 f). Diese Zahlen betreffen nur die Flüchtlinge und Vertriebenen aus den nach dem Potsdamer Abkommen abgetretenen Gebieten und dürften, im Unterschied zu anderen Angaben, nicht durch Migrationen zwischen der SBZ und den westlichen Besatzungszonen überprägt sein.
Es waren aber auch über 7 Millionen Engländer und fast 11 Millionen Menschen in der Sowjetunion auf der Flucht. Etwa 4,5 Millionen Polen wurden aus Galizien und anderen später sowjetischen Gebieten in die deutschen Ostgebiete umgesiedelt. Die offizielle Anzahl der Kriegsflüchtlinge liegt bei über 40 Millionen Menschen (PROUDFOOT 1956, S. 34).

Flüchtlingsbewegungen infolge des Zweiten Weltkrieges

Quelle: PROUDFOOT 1956, S. 34.

Nach Angaben der nationalen Statistik einzelner Staaten, von Flüchtlings- und Flüchtlingshilfsorganisationen sowie Vertriebenenverbänden stellen sich verschiedene Zahlen, insbesondere bei Aufschlüsselung nach Teilprozessen, etwas anders als bei PROUDFOOT dar. So gab es selbst bereits in den 1950er und 1960er Jahren erhebliche Unterschiede bei der Bezifferung der aus Belorussland und der Ukraine stammenden Polen, die u. a. in Hinterpommern und Schlesien angesiedelt wurden .


Zusammenschau aus diversen Quellen, im Zweifelsfall gemittelt und gerundet.
 
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