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Ausblick auf die künftige Bevölkerungsentwicklung - 1
 
 

Die UNO und viele andere Einrichtungen und Institutionen verfolgen das Wachstum der Weltbevölkerung seit vielen Jahrzehnten. Für die Prognosen der künftigen Entwicklung, die durch diese Einrichtungen vorgelegt werden, stehen ständig die neuesten Daten und Informationen zur Verfügung. Es bleibt dennoch eine große Unsicherheit in den Annahmen, da niemand im voraus weiß, wie sich das jeweilige Bedingungsgefüge verändern wird. Darum variieren die aktuellen kurz-, mittel- und langfristigen Vorausberechnungen, für welche jeweils ein niedriger, ein mittlerer und ein hoher Verlauf in Ansatz gebracht wurden, stark. So ist bis zum Jahre 2050 - je nach Annahme - mit 7,3 Milliarden, 8,9 Milliarden bzw. 10,7 Milliarden Menschen auf der Erde zu rechnen. Je weiter der Horizont gespannt ist, desto stärker driften die Ergebnisse auseinander. Bis zum Jahr 2150 könnten dann - nach dieser Berechnung - 3 Milliarden, knapp 11 Milliarden oder sogar über 27 Milliarden Menschen auf der Erde leben .

UNO-Projektion der Weltbevölkerungsentwicklung bis 2150

Quelle: United Nations, Department of Economic and Social Affairs, Population Devision: World Population Projections to 2150, New York 1998

Die größten Unsicherheiten für die Prognosen ergeben sich daraus, dass die höchste Dynamik in den Regionen der Erde mit den unsichersten Annahmen zu finden ist. Hier gibt es viele Beispiele für den raschen Übergang zu einer erfolgreichen, auf die Verringerung der Kinderzahl pro Frau gerichteten Geburtenplanung. Dagegen stehen oft Analphabetismus und andere Defizite im Bildungsbereich, tief verwurzelte Wertvorstellungen, religiöse Gebote, extrem patriarchalische Verhältnisse und andere Hemmnisse, die auch nicht durch eine kurzfristige Verbesserung der Lebenslage überwunden werden können. Außerdem dürfte es schwierig sein, die Auswirkung von möglichen kurzfristigen Veränderungen in den politischen Systemen zu berechnen, wie z. B. den radikalen Rückgang der Fertilität in Osteuropa. Zu den besonders unsicheren Momenten gehören die Entwicklung noch unbekannter Krankheiten und soziale Probleme infolge der Deformierung der Sozialstruktur durch spezielle regionale Prozesse .
Unter Beachtung dieser unterschiedlichen räumlichen Gegebenheiten zeichnet sich momentan in einigen Kreisen der Wissenschaft ein recht differenziertes Bild der künftigen Entwicklung der Weltbevölkerung. So wurde am International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) in einem probabilistischen Ansatz sowie unter der Annahme unterschiedlicher Ausprägungen der Demographischen Transition nach insgesamt 13 Regionen eine Prognose der Weltbevölkerung durchgeführt, welche im Unterschied zu vielen der bisherigen Berechnungen die erstaunliche Information enthält, dass eine Verdoppelung der Weltbevölkerung nicht mehr möglich sei (LUTZ et al. 1997, S. 803 f). Sie berechneten für das Jahr 2020 eine Weltbevölkerung von 7,9 Milliarden, für 2050 10,0 Milliarden, sowie ein Bevölkerungsmaximum zwischen 2070 und 2080. Damit sei die Entwicklung der Verdoppelungen der Weltbevölkerung beendet, so die Schlussfolgerung, da dieses Maximum unter dem Niveau von 1997 (Berechnungsjahr) mit 5,8 Md. Menschen liegen würde. Allerdings ist einzuschränken, dass probabilistische Kalküls nur im Rahmen gesetzter Annahmen zutreffen. Bei einem Konfidenzintervall von 95 % beträgt die Abweichung im Jahre 2050 zwischen dem berechneten Minimum (8,1 Md.) und dem Maximum (11,9 Md.) immerhin 3,8 Md. Menschen!
In der Prognose der Bevölkerungsabteilung der UNO auf der Basis der 1996er Revision des World Population Prospects von 1998, in welcher auch die Auswirkungen von AIDS aktualisiert sowie Kriegsereignisse und Wanderungsströme abgebildet wurden, konnte sogar mit einer gewissen Sicherheit das Ende des Wachstums der Weltbevölkerung berechnet werden. (STRUCK 2000, S. 7)

 
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