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Gliederung der Bevölkerung nach sozialökonomischen Merkmalen - 1
 
 

Viele bevölkerungsgeographische Erscheinungen sind mehr oder weniger direkte Folge der ökonomischen Situation der einzelnen Personen und der gesamten Bevölkerung. In der Geographie als Ganzes - also nicht nur in der Bevölkerungsgeographie - gibt es dafür allerdings kein einheitliches Begriffssystem. Je nach Autor und in Widerspiegelung verschiedener wissenschaftlicher Schulen und Traditionen werden selbst die Kernbegriffe "sozial", "wirtschaftlich" und "ökonomisch" zum Teil sehr unterschiedlich belegt.
Die wirtschaftlichen und sozialen Strukturen einer Bevölkerung werden oft zusammengefasst als sozio-ökonomische oder sozialökonomische Strukturen angesprochen. Rein analytisch lassen sich aber häufig nur Teilkorrelationen zwischen diesen Eigenschaften und dem Sozialverhalten der Bevölkerung nachweisen. Sie umfassen im wesentlichen eine uneinheitlich definierte Schnittmenge von volkswirtschaftlichen und soziologischen bzw. sozialen Elementen und Prozessen, deren Beschreibung methodisch in der Regel nur interpretativ durch Stellvertretergrößen erfolgt.
Sozialökonomische Merkmale der Bevölkerung können in verschiedenen Maßstäben dargestellt werden. Dabei ist es oft leichter, treffende Aussagen im internationalen Vergleich oder bei der Beschreibung bzw. Begründung von regionalen Entwicklungsdisparitäten zu finden, als wenn die Analyse kleinräumig erfolgt, z. B. innerhalb einer Siedlung. Paradoxer weise kehrt sich dieses Verhältnis auf der Individualebene wieder um, denn die Fragen nach den Ursachen demographischer Positionen und den Determinanten des Handlungsrahmens des Einzelnen lassen sich - ohne trivial zu werden - zumeist leicht reduzieren, und zwar auf "Wovon lebt der Mensch?" und "Wodurch lässt er sich maßgeblich leiten?"
Diese Fragen zielen im Kern auf die Art der Beteiligung des Einzelnen am Erwerbsleben ab, auf den daraus erzielten Ertrag sowie auf die Chancen, seinen etwaigen Willen zur ökonomischen Emanzipation umzusetzen. Von der individuellen Disposition abgesehen existiert eine Abhängigkeit von:

  • ökonomischen Faktoren (Phase im Konjunktur- bzw. Krisenzyklus),
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  • rechtlichen Kriterien (Eintritt ins Erwerbsleben, Pensions- bzw. Rentenbeginn) ,
  • sozialen oder gesellschaftlichen Verhältnissen: Zugehörigkeit zu einer sozialen Schicht, gruppenspezifische Normen (z. B. Fleiß, Aufstiegsstreben als Voraussetzung für soziale Mobilität) etc.
    (vgl. LEIB / MERTINS 1983, S. 91)
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